Folgen eines Cyberangriffs auf die Arztpraxis: Was tun, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist?

Cyberangriffe auf medizinische Einrichtungen, wie Ransomware-Angriffe, bei denen Hacker Lösegeldforderungen stellen, können Praxen in eine existenzbedrohende Lage bringen. Doch wie sollte man vorgehen, wenn es bereits zu einem solchen Angriff gekommen ist? Hier sind einige der wichtigsten Schritte und Überlegungen, um den Schaden zu begrenzen und die Praxis wieder handlungsfähig zu machen.

1. Zahlen oder nicht zahlen? – Die rechtliche Problematik

Ransomware-Angriffe zielen oft darauf ab, Praxen durch das Blockieren von Systemen und Daten zu erpressen. Die Täter fordern Lösegeld, meist in Kryptowährungen, um den Zugang wieder freizugeben. Doch die Frage, ob man zahlen sollte, ist komplex:

- Zahlen? Die Zahlung eines Lösegelds wird in den meisten Fällen nicht empfohlen. Es gibt keine Garantie, dass die Hacker die Daten nach Zahlung tatsächlich freigeben. Zudem unterstützt man durch eine Zahlung das kriminelle Geschäftsmodell der Hacker.

-Rechtliche Problematik: Lösegeldzahlungen können auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. In vielen Ländern kann es illegal sein, Zahlungen an Kriminelle zu leisten, da dies unter Umständen als Unterstützung krimineller Aktivitäten gilt. Hier ist es ratsam, rechtlichen Rat einzuholen, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

2. Wiederherstellung des Zugriffs und Rückerlangung der Daten

Wenn der Zugriff auf die Systeme blockiert ist, ist schnelle und professionelle Hilfe nötig. Folgende Schritte sind entscheidend:

-IT-Experten hinzuziehen: Ein spezialisierter IT-Dienstleister sollte sofort kontaktiert werden, um die Systeme zu sichern und eine Datenrettung einzuleiten. Oft können Backups genutzt werden, um die Daten wiederherzustellen.

-Incident Response Plan: Ein vordefinierter Plan für den Notfall hilft, strukturiert und schnell zu reagieren. Wurde dieser noch nicht etabliert, sollte er nach einem Angriff dringend in Betracht gezogen werden, um zukünftige Angriffe besser zu bewältigen.

3. Vertrauensverlust bei Patienten minimieren

Ein Cyberangriff kann das Vertrauen der Patienten erheblich erschüttern, insbesondere wenn sensible Daten betroffen sind. Um dem entgegenzutreten:

-Transparente Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation mit den betroffenen Patienten ist unerlässlich. Erklären Sie die Situation, welche Daten betroffen sind, und welche Manssnahmen ergriffen wurden, um den Schaden zu begrenzen.

-Wiederaufbau des Vertrauens: Bieten Sie den Patienten an, wie Sie zukünftig den Datenschutz verstärken werden. Beispielsweise durch neue Sicherheitsmassnahmen oder die Implementierung stärkerer IT-Schutzmechanismen.

4. Juristisches Vorgehen bei Lösegeldforderungen

In einem solchen Fall ist rechtlicher Beistand unerlässlich. Ein Anwalt kann bei folgenden Aspekten unterstützen:

-Strafrechtliche Verfahren: Möglicherweise müssen rechtliche Schritte eingeleitet werden, insbesondere wenn Patientendaten betroffen sind.

-Ransomware-Zahlung: Wie bereits erwähnt, ist die rechtliche Bewertung der Lösegeldzahlung komplex. Ein spezialisierter Anwalt kann bei der Entscheidung helfen, ob und wie auf die Lösegeldforderung zu reagieren ist.

-Dokumentation des Angriffs: Für juristische Zwecke und potenzielle Schadensersatzforderungen ist es wichtig, den Angriff gründlich zu dokumentieren.

5. Finanzielle Folgen für die Praxis

Neben dem unmittelbaren Schaden durch den Angriff können weitere finanzielle Belastungen entstehen:

-Schadensersatzansprüche: Patienten, deren Daten gestohlen oder kompromittiert wurden, könnten Schadensersatzansprüche geltend machen. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn nachweislich unzureichende Sicherheitsmassnahmen vorhanden waren.

-Kosten für Wiederherstellung: Die Wiederherstellung der Systeme, IT-Expertisen und rechtliche Unterstützung verursachen ebenfalls erhebliche Kosten, die berücksichtigt werden müssen.

In einem solchen Szenario ist es ratsam, einen Juristen hinzuzuziehen, der nicht nur die strafrechtlichen Aspekte bewertet, sondern auch dabei hilft, potenzielle Schadensersatzforderungen und vertragliche Risiken zu bewältigen.

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